Ich habe heute leider kein Foto für Dich !
Kennen Sie das? Sie erinnern sich an die glücklichen Stunden in ihrem Kinderzimmer und erschrecken dann, wenn sie Bilder von der Einrichtung von damals sehen. Buchenholzmöbel mit Chromelemente und terracottafarbene Stoffbezüge. Doch sie waren damals wahnsinnig stolz, weil Sie selbst im Bücherregal eine Wohnung für ihren Stoffteddy einrichten konnten.
Während Schnappschüsse im Fotoalbum Momentaufnahmen sind, sind Architekturfotografien kuratierte Abbildungen des Umgebungsraums. Sie zeigen im Bestfall die Entwurfsidee, die Materialien und Farbwahl und sind ein wichtiger Aspekt im Planer Alltag. Wir Planer lassen uns von ihnen inspirieren und sie sind wiederum unsere Visitenkarte. Sie spiegeln den fertigen, gebauten Raum und nicht die Entwicklung und den gelebten Raum mit allem Kabelwirrwarr und Postkarten wider. Der Weg, zum fertigen Raum, bleibt verborgen. Die vorhergegangenen Mitarbeiterumfragen, Beteiligungsprozesse, Bemusterungen, Abstimmungen, baulichen Überraschungen bis zu einem reibungslosen Büroeinzug werden nicht mit dokumentiert. Der von den Mitarbeitenden so lang umkämpfte zweite Kühlschrank in der Küche, der Platz für die Team Wand – für den unbeteiligten Betrachter des schönen Referenzfotos sind diese Aspekte des Raums schwer erkennbar.
In sozialen Medien und in Architektur/ Innenarchitekturmagazinen stechen uns meist die hochkarätigen, gut inszenierten Projekte ins Auge – Prestige Objekte für die eine Menge Budget bereitgestellt werden konnte. Mit dem Planer Alltag hat dies oft wenig zu tun. Dennoch sind es diese Projekte mit denen wir uns messen. Dabei darf eines nicht vergessen werden: das Wohlgefühl der Nutzer und die Akzeptanz der neuen Büroumgebung sind unser Ur-Auftrag (Wertschätzung!). Nur so können auch Herausforderungen der aktuellen Zeit – wie Vorteile Büro vs. Homeoffice, Identität und Anlaufstelle bei flexibilisierten Arbeitsweisen etc. – gemeistert werden. Das Ergebnis – als Bild festgehalten – ist dabei nicht immer das moderne Hochglanzbüro in Altbaugemäuern mit Marmorarbeitsplatte in der Teeküche oder auch der kunterbunte Gaming-Rückzugsraum. Das Ergebnis sind Räume, in denen Menschen sich wohl fühlen, auch wenn dies nicht das perfekte Werbe-Foto für uns Planer ergibt. Wie erfolgreich die Umgestaltung des Büroraums war, misst sich am intendierten Ziel und der Zufriedenheit der Mitarbeitenden. Am Ende der gemeinsamen Reise ergibt sich dann nicht sehr oft nicht das erwünschte Motiv für unsere Mappe. In jedem Fall bilden sich Flächen, auf denen sich Menschen in verschiedenen spezifisch entwickelten Möglichkeitsräumen entfalten können. Diese Personen finden dann ihren `instagrammable Spot` im Gebäude, an dem sie sich stolz fotografieren und dieses Bild in aller Emotion mit ihrer Community teilen. Überall spürt man wieder : I love Tuesday!